
Schloss Johannisburg - Ein kurzer Rückblick
- Bereits im 14. Jahrhundert stand eine mittelalterliche Burg anstelle des heutigen Schloss Johannisburg, welche im Markgräflerkrieg 1552 zerstört wurde.
- Der neue Kurfürst Johann Schweikhard von Kronberg beauftragte Anfang des 17. Jahrhunderts den Straßburger Architekten und Baumeister Georg Ridinger mit dem Neubau. Die Überreste der Burg wurden bis auf den Bergfried komplett abgerissen. Um ca. 1618 wurden die letzten Arbeiten abgeschlossen.
- Das Schloss diente bis 1803 als Nebenresidenz der Mainzer Erzbischöfe und Kurfürsten.
- Ende des 18. Jahrhunderts ließ Kurfürst Friedrich Karl Joseph von Erthal das Innere des Schlosses klassizistisch umgestalten.
- Ende des zweiten Weltkrieges 1945 wurde das Schloss durch Artilleriebeschuss der Alliierten schwer getroffen und einer der prächtigsten deutschen Renaissance-Paläste brannte fast vollständig aus.
- Bis ins Jahr 1968 dauerte der Wiederaufbau, welcher von der Stadt Aschaffenburg und dem Freistaat Bayern übernommen wurde. Seitdem erscheint das Schloss im heutigen Glanz und enthält verschiedene Museen und Sammlungen.
Bilder: Stadt- und Stiftsarchiv Aschaffenburg, Fotosammlung
Einer Anekdote zufolge während des Dreißigjährigen Krieges
Im November 1631 näherten sich die Schweden der Stadt Aschaffenburg. Weltliche Behörden flohen nach Mainz, die Stiftsherren in Richtung Niederlande und die Jesuiten nach Frankreich. Lediglich die Aschaffenburger Kapuziner blieben, trösteten und halfen den Zurückgebliebenen. Die verbliebenen Einwohner setzten ihr ganzes Vertrauen in den Kapuziner Pater Bernhard. Sie baten ihn, beim Schwedenkönig Gustav Adolf, um Gnade für die Stadt zu bitten. Erst hatte er Bedenken, da er sich fragte, ob denn ein König auf das Wort eines Mönches achten würde. Die Einwohner ließen in ihrem Bitten jedoch nicht nach und so sagte er im Gottes Namen zu.
Über die Mainbrücke gelangte er zu den bereits einmarschierenden Schweden und übergab dem siegreichen König auf einem silbernen Teller die Schlüssel zur Stadt. Pater Bernhard schilderte die Angst und Not der Bürger und flehte um gnädige Behandlung. Dass ein einfacher Mönch als Stadtvertreter auftrat, verwunderte König Gustav Adolf anfangs. Jedoch freute er sich zugleich über den Mut des Paters und sagte: "Um deinetwillen soll der Stadt kein Leid geschehen. Wo wohnst du denn, du wackerer Mann?" Der Mönch zeigte auf das Kloster, worauf ihm der König erwiderte: "Ich werde bei dir einkehren." Als sie an Schloss Johannisburg vorbeikamen und der König es erblickte, meinte er den prächtigen Bau bestaunend: "Ein feines Schloss! Wenn es Räder hätte, würde ich das schöne Schloss nach Stockholm fahren lassen. Weil es aber nicht möglich ist, und der Erzbischof von Mainz es nicht beschützen mochte, so will ich's meinem Kriegsvolk preisgeben." Dem gewitzten Pater kam sogleich ein Gedanke und er erklärte: "Majestät, seht nur hin, an jedem Fenster ist ein Rad. Ihr braucht bloß für die Bespannung zu sorgen." Dabei zeigte er auf das Kurmainzische Wappen, das die Form eines Wagenrades zeigte und über jedem Fenster des zweiten Stockes angebracht war. Daraufhin musste König Gustav Adolf lachen und erwiderte: "Mönchlein, Mönchlein, das hast du gut gemacht; du bist ebenso klug wie herzhaft, deinetwegen soll auch das Schloss verschont bleiben." Er hielt sich an sein Versprechen. Als der König im Kloster einkehrte, sprach er vor den versammelten Mönchen: "Vergesset nie: Aschaffenburg fand Gnade vor uns, um dieses Mannes willen."
An der Stelle, wo der Pater Bernhard dem Schwedenkönig entgegen gegangen war, ließ die Stadt Aschaffenburg einen Gedenkstein setzen. Folgende Inschrift ist darauf zu lesen: "Zum dankbaren Gedenken an P. Bernhard v. Trier, Guardian des Kapuzinerklosters, dem Fürsprecher der Stadt Aschaffenburg vor dem Schwedenkönig Gustav Adolf am Abend des 23. November 1631."